Romana Fischer


Lebenslauf
 

1981 geboren in Krems an der Donau am 20.02.1981

2000 Matura AHS Krems

2000-2005 Studium der Malerei bei Prof. Wolfgang Herzig
an der Universität für Angewandte Kunst Wien

2005 *Diplomarbeit "DAS BIN ICH", Preis des Landes Niederösterreich





DAS BIN ICH


Da ich im Prinzip mir selbst der Nächste bin – immerhin halte ich mich Zeit meines Lebens ständig bei mir auf – erachte ich es für wichtig, vorerst mich selbst malerisch zu verarbeiten, bevor ich mich anderen Themen widme.

Ich sehe meine Person als Grundlage meiner Arbeit, ich bin die Basis, von der aus das entsteht, was ich letztendlich schaffe – meine Bilder.

Um mir selbst näher zu kommen, mich begreifbar zu machen, wähle ich aber nicht das herkömmliche „objektive“ Selbstportrait, vielmehr versuche ich, das was mich
ausmacht – mein Wesen – in das Bild „hinein zu malen“.

Dazu verwende ich gerne Gegenstände, Lebewesen und Teile meines Alltags, Dinge, welche mich beschäftigen und mit mir in Verbindung stehen. Viele dieser Dinge beziehen sich auf die Gegenwart, das Jetzt und somit aufmein derzeitiges momentanes Leben. Ebenso lasse ich Objekte aus der Vergangenheit, der Kindheit, mit einfließen, die mich schon damals besonders angezogen haben. Solche Gegenstände „kenne“ ich nun bereits über 20 Jahre, ich habe eine eigenartige „Beziehung“ zu ihnen entwickelt, sie sind somit ein Bestandteil meiner Person geworden.

Auch jene Dinge, welche mir jeden Tag begegnen, die ich täglich verwende, weil sie im Alltag wichtig geworden sind, existieren in gewisser Weise als Teil von mir, da sie in meinem Leben immerzu präsent sind. Für mich ist es sehr wichtig, nicht nur Gegenstände, die bereits Vergangenes symbolisieren, zu malen ( wie die erwähnten Gegenstände aus der Kindheit ), auch Neues, wie Wegwerfartikel und Technisches hat als Teil meines Daseins Platz in meinen Bildern.

Ein weiterer sehr wichtiger Bestandteil, welcher mein Leben definiert, sind meine Hühner, Vögel, die ich schon seit meinem zehnten Lebensjahr halte, und zu denen ich eine sehr tiefe Beziehung aufgebaut habe. Da ich mich mit ihnen identifiziere, handelt es sich auch bei den Hühnern um einen Fixpunkt meiner Person und somit auch meiner Arbeit. Meine Hühner sind für mein Leben unglaublich wichtig, mit keinen anderen Geschöpfen verbindet mich derartig viel, einen Teil meiner Persönlichkeit will ich sogar als Huhn betrachten. Nicht nur ihrer Schönheit wegen tauchen Hühner in meinen Bildern auf, sondern weil sie für mich und meine Entwicklung wichtig waren und es immer noch sind. Sie fließen deshalb in meine Arbeit ein, da auch sie zu meiner Identität gehören, mich ausmachen und definieren. Der dritte Aspekt, welcher meine Arbeit charakterisiert, ist die menschliche Figur, die mich selbst inmitten meiner Welt symbolisiert. Wie bereits gesagt, ist der Mensch in meiner Arbeit keine naturgetreue Selbstdarstellung, vielmehr handelt es sich um eine „innere Ansicht“, einen sichtbar gemachten Wesenszug, die Figur ist die Essenz meines momentanen Selbstverständnisses, ein Konglomerat meiner Person, das zeigen soll, wie ich mich selbst empfinde.

In meiner Malerei – so auch in meiner Diplomarbeit – interessiere ich mich also in erster Linie für mich selbst, mein Leben und alles was damit in Zusammenhang steht. „Große Themen“ und Stellungnahmen zu anderen, in welcher Weise auch immer,  sind mir im Moment gleichgültig. Ich versuche, nur mich selbst zu konservieren, mich in meinem Werk in vollem Umfang einzufangen und festzuhalten. Mir persönlich Wichtiges zu dokumentieren, ermöglicht mir darüber hinaus, das Bewusstsein für mich selbst zu schärfen.


Um umfangreichere Einsicht in mein Schaffen zu geben, möchte ich nun die einzelnen Facetten meiner Arbeit genauer beleuchten.


1. GEGENSTÄNDE:

Allerlei Gegenstände, ob alte oder neue, spielen in meinen Bildern, wie bereits erwähnt, immer wieder eine Rolle.

Ob Zier- oder Gebrauchsgegenstände, Werkzeuge, Früchte oder Pflanzen – was immer mich in irgendeiner Weise anspricht und mit mir in Zusammenhang steht, wird malerisch verarbeitet.

Dabei versuche ich den Charakter des Objekts wiederzugeben und – durch das Malen von ebendiesem – seiner Einzigartigkeit Ausdruck zu verleihen.

Ich male gerne alte Dinge, die durch die Zeit schon eine „Aura“ erhalten haben, aber auch neue Dinge, die erst durch den Akt des Malens eine „Aura“ bekommen.

Die älteren Gegenstände begleiten mich nun seit meiner Kindheit, sie tauchen in meinen Bildern immer wieder auf: seien es nun schnörkelige Vasen, Dekorationsobjekte aller Art, Kochutensilien oder Geschirr mit Zwiebelmuster. Diese Dinge erlebte ich früher geheimnisvoll belebt, sie schienen eine eigene „Persönlichkeit“ zu besitzen. Auch heute noch habe ich die alten Teller, Bestecke, Vasen und Becher, die es bereits in meiner Kindheit gab, sehr gerne, so habe ich zum Beispiel das blaue Nudelsieb schon öfter verewigt. Diese alten Gegenstände ziehen mich an, sie sind mir vertraut, weshalb ich es für angebracht halte, ihnen mittels der Malerei ein Denkmal zu setzen.

Neue Dinge dagegen sind – als Bestandteil meines Alltagslebens ebenso wichtig: Male ich neue Gegenstände, versuche ich sie grundsätzlich genauso individuell einzufangen, wie die älteren; durch die intensive Beschäftigung mit diesen Dingen, durch das Erforschen und das bildnerische Festhalten ihrer Form erhalten auch sie eine „Persönlichkeit“.

Ich verarbeite moderne Gegenstände auch um Aktualität in mein Werk zu integrieren. Die Zeit, in der meine Bilder entstanden sind, möchte ich durch das Malen von zeitgemäßen Dingen dokumentieren. Umgekehrt bin ich beeinflusst von der Zeit, in der ich lebe, weshalb natürlich auch aktuelle Gegenstände in die Arbeit mit einfließen.

Zeugen unserer Zeit sind unter anderem Verpackungsmaterial oder Verbrauchsgegenstände jeglicher Art. Gerne male ich Produkte deren Markenlogo deutlich zu sehen ist. Heutzutage sind diese Markennamen fast jederzeit präsent, weshalb ich es für notwendig erachte, sie auch in meinen Bildern darzustellen.

Ebenso handelt es sich bei technischen Dingen, Radios, Fernseher oder Kaffeemaschinen um Zeitzeugen, die einen festen Platz im Alltag bekommen haben, auch sie sind Bestandteile meines Lebens, die mich täglich in meiner Arbeit beeinflussen.

Weitere Elemente, aus denen sich meine Bilder immer wieder zusammensetzen, sind Muscheln und Schneckenhäuser. Die Spiralform empfinde ich als sehr ansprechend, auch Färbung und Oberfläche der Schalen sind darstellungswert. Neben diesen Gehäusen sind mir auch andere Objekte aus der Natur ein Anliegen; so flechte ich etwa Pflanzen oder Knochen in die Komposition mit ein.

Dinge müssen – um sie zu malen – für mich in irgendeiner Art ästhetisch sein, sind sie es nicht, achte ich darauf, dass ihre Anordnung zueinander ästhetisch ist.


2. DIE HÜHNER:

Die Hühner sind zweifellos ein weiterer fundamentaler Pfeiler meiner Arbeit. („Hühner“ nenne ich meine Vögel nur der Einfachheit wegen,; der Ausdruck ist eigentlich nicht ganz korrekt da sich mit der Zeit auch Perlhühner und zwei Stadttauben hinzugesellt haben, welche in die Gruppe allerdings vollständig integriert wurden.)

Ich halte meine Hühner etlicher Rassen, Formen und Farben nun schon viele Jahre, sie stehen mir sehr nahe und in direkter Verbindung mit mir. Weil sie zu mir gehören und ein Teil von mir und meiner Identität sind, erweisen sich auch meine Vögel als essentieller Bestandteil meiner Malerei.

Jedes meiner Hühner ist handzahm und menschenbezogen, hat einen Namen und besitzt eine einzigartige Persönlichkeit und einen unverwechselbaren Charakter. Ich sehe sie niemals als „Nutztiere“, bei jedem meiner Vögel handelt es sich um eine eigenständige Person, ein unverwechselbares Individuum, dessen Eigenschaften und Wesenszüge mit keinem anderen zu vergleichen sind.

Hühner zeigen ein großes Spektrum an Empfindungen und Emotionen, es reicht zum Beispiel von Liebe über Eifersucht bis hin zu Aggression. Je nach Individuum gibt es schüchterne, extrem soziale, besonders intelligente und höchst unsympathische Exemplare, Introvertiertheit ist ebenso vertreten wie Extravertiertheit, Gutmütigkeit, Sturheit und Egoismus. Manche Hühner sind vom ersten Tag an zutraulich, sie suchen förmlich von sich aus den Kontakt und die Aufmerksamkeit der Bezugsperson, andere hingegen meiden selbst nach jahrelangem Vertrauensverhältnis jeglichen Körperkontakt und bleiben lieber auf Distanz.

Viel mehr noch als bei den Gegenständen achte ich beim „Hühnermalen“ auf Porträthaftigkeit. Male – oder besser  noch: portraitiere – ich meine Hühner, so versuche ich stets die eben beschriebene Einzigartigkeit jedes dieser Geschöpfe zu berücksichtigen und bildnerisch zum Ausdruck zu bringen. Ich bemühe mich die Gesichter der Vögel möglichst individuell zu erfassen, ihren Charakter wiederzugeben und sie in typischen Posen darzustellen.

Im großen Gemälde (200 x 150 cm) habe ich beispielsweise alle zum Zeitpunkt der Entstehung des Bildes noch lebenden Hühner festgehalten, die anderen Bilder zeigen unter anderem auch bereits verstorbene Vögel.


3. DIE MENSCHLICHE FIGUR:

Im  Vergleich zu den Hühnern muss die menschliche Figur in meinen Bildern eher als „Staffage“ betrachtet werden. Diese Figuren sollen mich selbst symbolisieren; die Menschen in meinem Werk fungieren als Platzhalter, es handelt sich um fiktive Stellvertreter meiner selbst inmitten der gemalten Szenerie meiner Umgebung. Die Wichtigkeit der porträthaften Darstellung der äußeren Form bezieht sich nicht auf meine eigene Person, sondern lediglich auf das Umfeld, welches mich definiert. Ich selbst stehe in ständiger Wechselwirkung mit diesem Umfeld; einerseits sind die dargestellten Gegenstände und Hühner ein Teil von Mir – weshalb sie auch von mir gemalt werden – andererseits bin auch ich Bestandteil jener Umgebung und als solcher in Form der gemalten Figur im Bild vertreten.

Stets male ich mich selbst – bewusst und unbewusst – in die Figur mit ein, mit Hilfe der menschlichen Figur versuche ich mich so zu malen, wie ich mich ganz persönlich, im Inneren wahrnehme und empfinde. Die Dargestellten ähneln sich immer auf gewisse Weise, die roten Haare, Gesichtsform und Statur ziehen sich durch mein gesamtes Werk. Auch ich trage meine Haare rot, dementsprechend zeichnen sich auch die Menschen in meinen Bildern durch die Haarfarbe aus, Ausdruck und Haltung der Figuren entsprechen meiner inneren Wahrnehmung mir selbst gegenüber.

Die Figur entpuppt sich als „Abstraktion meiner Person“; gewissermaßen fasse ich meine Persönlichkeit – so wie ich sie sehe – auf einen Punkt zusammen. In meinen Bildern gebe ich meine Umgebung als Teil von mir korrekt wieder, ich betrachte sie von außen und verbinde das Innenleben des gemalten Objekts stets mit deren äußerer, augenscheinlicher Gestalt. Mich selbst erfasse ich hingegen – es sei denn im Spiegel – eher selten von „außen“, mein „Ich“ erlebe ich die meiste Zeit über im Inneren, ich male mich daher auch so, wie ich mich ungeachtet meiner tatsächlichen physischen Form wahrnehme.

In ihrer tatsächlichen Erscheinungsform wichtig sind mir also jene Dinge um mich herum, welche meine Identität bestimmen (Gegenstände, Hühner ...), ich selbst male mich nicht objektiv, vielmehr projiziere ich ein „inneres Selbstportrait“ auf die Leinwand.

Da die Figur mir selbst entspricht, bin ich in jedem Bild, in jeder Szene anwesend, ich „markiere“  somit mein Umfeld als Teil meiner selbst.

Menschen plane ich zu Beginn meiner Arbeit stets männlichen Geschlechts, erst beim eigentlichen Malprozess fließen auch weibliche Aspekte mit ein. Da ich ohnehin gezwungenermaßen Zeit meines Lebens in einem weiblichen Körper stecke, finde ich es spannend, meiner Figur vordergründig eine männliche Identität zu verpassen. Aufgrund der Tatsache, dass ich selbst immerzu in sämtlichen Figuren präsent bin, verarbeite ich während des Malens aber auch mein tatsächliches Geschlecht. Auf der einen Seite versuche ich zwar mein Inneres andersgeschlechtlich zu malen, das Bewusstsein meines weiblichen Körpers fließt jedoch auf der anderen Seite ständig mit ein. Dadurch entwickelt sich eine androgyne Gestalt, welche mich in der Gesamtheit meiner Person, mit männlichen und weiblichen Anteilen, repräsentiert.


In erster Linie male ich, weil ich dokumentieren möchte.

Oft vergehen Aspekte und Momente des eigenen Lebens, ohne das jemand  davon erfährt, das Gemälde bietet mir jedoch die Möglichkeit, meine individuelle Existenz ganz persönlich aufzuzeichnen. Einzigartige Bestandteile, welche mein Leben ausmachen (wie zum Beispiel meine Hühner) sind wertvoll, da sie als Individuen nur einmal auf der Welt existieren. Es ist mir ein Anliegen, für mich Wichtiges einzufangen, Einzigartigkeit festzuhalten und darüber hinaus Momentanes zu konservieren; das Bild gewissermaßen als Sicherstellung, als Beweis des „Gesehen-Habens), als der Versuch Vergängliches aufzuhalten: Einerseits konserviere ich meine Umwelt – immerhin fixiere ich sie auf die Leinwand – andererseits hinterlasse ich durch das Erschaffen eines Bildes etwas Eigenes, Individuelles und Persönliches, welches zumindest das Potential besitzt länger zu existieren als ich selbst. Da nun auch das gemalte Werk Individualität besitzt, entsteht schließlich auch ein Dokument der Einzigartigkeit von mir als Maler. Dennoch ist auch die „Konserve Bild“ am Ende der Zeit – und somit der Vergänglichkeit – ausgeliefert, wobei sich mir die Frage aufdrängt, wer letztendlich die Einzigartigkeit der bemalten Leinwand selbst aufzeichnen und dokumentieren mag.

Malen verstehe ich als einen Verarbeitungsmechanismus meines Erlebten, als Bewusstwerdungsprozess. Analog den Träumen im unbewussten Bereich bedeutet Malerei für mich eine Art der Verarbeitung im Bewussten:
Durch das Malen, der Beschäftigung mit den Dingen, vergegenwärtige ich mir die Oberfläche und Beschaffenheit der Gegenstände, ebenso werden mir die Zusammenhänge der Dinge untereinander bewusst, wie in etwa Licht und Schatten, Spiegelungen, Lichtreflexe, usw. ...

Meine Bilder entstehen nur zu einem Teil in meinem Kopf, wobei ich unter Zuhilfenahme von Skizzen, Zeichnungen und Collagen auf eine ästhetisch ansprechende Komposition achte. Der Rest, ein Teil der Bildgestaltung, die Atmosphäre des Gemäldes und die Stimmung entwickeln sich direkt beim Malvorgang selbst.





 



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